Epinephrin-Dosierungsrechner
Wenn Sie oder Ihr Kind eine schwere Allergie haben, ist ein Allergie-Notfallplan nicht nur eine Empfehlung - er ist lebenswichtig. Viele Menschen denken, dass Antihistaminika wie Benadryl bei einer allergischen Reaktion ausreichen. Das ist gefährlich. Bei einer Anaphylaxie, der schwersten Form einer allergischen Reaktion, ist Epinephrin das einzige Medikament, das den Tod verhindern kann. Und es muss sofort verabreicht werden.
Was gehört in einen Allergie-Notfallplan?
Ein echter Notfallplan ist kein allgemeiner Zettel. Er ist ein individuelles, von Ihrem Arzt unterschriebenes Dokument, das genau beschreibt, welche Medikamente Sie bei welchen Symptomen einsetzen müssen. Die wichtigsten Medikamente, die in jedem Plan auftauchen, sind:
- Epinephrin (Adrenalin) - als Autoinjektor (z. B. EpiPen, Jext, Neffy)
- Antihistaminika - wie Diphenhydramin (Benadryl)
- Bronchodilatatoren - wie Salbutamol (Ventolin) bei Atembeschwerden
Epinephrin ist das einzige Medikament, das bei einer Anaphylaxie lebensrettend wirkt. Es stoppt den kritischen Abfall des Blutdrucks, öffnet die Atemwege und verhindert, dass sich die Reaktion verschlimmert. Antihistaminika helfen nur bei leichten Symptomen wie Juckreiz oder Nesselsucht - sie haben keine Wirkung auf Atemnot, Schwindel oder Kreislaufversagen.
Wie viel Epinephrin brauchen Sie?
Die Dosis hängt vom Körpergewicht ab. Falsche Dosen können gefährlich sein - zu wenig wirkt nicht, zu viel kann Herzprobleme verursachen. Hier sind die Standardwerte, die von der American Academy of Pediatrics und anderen Organisationen empfohlen werden:
| Gewicht | Epinephrin-Dosis |
|---|---|
| 7,5-13 kg (16,5-28,7 lbs) | 0,10 mg |
| 13-25 kg (28,7-55,1 lbs) | 0,15 mg |
| 25 kg und mehr (55,1 lbs und mehr) | 0,30 mg |
Bei Kindern unter drei Jahren können Symptome anders aussehen: plötzliche Nesselsucht, anhaltender Husten oder extreme Müdigkeit sind Warnzeichen. Bei älteren Kindern und Erwachsenen sind Engegefühl im Hals, Atemnot, Schwindel oder Übelkeit deutlichere Anzeichen. Warten Sie nicht, bis mehrere Symptome auftreten - wenn Sie einen bekannten Allergen kontaktiert haben und auch nur ein einziges schweres Symptom bemerken, geben Sie Epinephrin sofort.
Wann genau wird Epinephrin eingesetzt?
Die Entscheidung ist einfach, wenn Sie die Regeln kennen:
- Epinephrin sofort, wenn zwei oder mehr Körpersysteme betroffen sind - z. B. Haut (Nesselsucht) + Atemwege (Atemnot) oder Haut + Magen-Darm (Erbrechen).
- Epinephrin sofort, wenn auch nur ein einziges schweres Symptom auftritt - wie Atemnot, Schwindel, Bewusstseinsverlust oder blasse, kalte Haut - besonders bei Personen mit Asthma oder vorheriger Anaphylaxie.
- Epinephrin sofort, wenn Sie in einer „Sonderfall“-Kategorie sind: extrem empfindlich, schon einmal mit schwerer Reaktion hospitalisiert wurden oder wenn der Allergen klar identifiziert wurde (z. B. ein Biss von einer Biene, ein Bissen von Erdnüssen).
- Kein Epinephrin, wenn nur eine leichte Symptomatik vorliegt - z. B. nur Nesselsucht ohne weitere Anzeichen. In diesem Fall können Sie Antihistaminika geben, aber beobachten Sie genau. Wenn sich auch nur ein weiteres Symptom hinzufügt - sofort Epinephrin.
Studien zeigen: Wer Epinephrin innerhalb von fünf Minuten nach Symptombeginn gibt, reduziert das Sterberisiko um 94 %. Wer wartet, bis es „schlimmer wird“, riskiert das Leben.
Was ist mit Antihistaminika?
Antihistaminika wie Diphenhydramin haben ihren Platz - aber nur als Zusatz, nie als Ersatz. Sie helfen bei Juckreiz, roten Flecken oder leichten Schwellungen. Sie stoppen aber keine Atemnot, keinen Kreislaufkollaps, keine Schwellung der Zunge.
Ein gefährlicher Mythos: „Ich gebe erst Benadryl, und wenn es nicht hilft, dann Epinephrin.“ Das ist tödlich. Eine Studie aus amerikanischen Schulen zeigte: Wenn Eltern oder Lehrer zuerst Antihistaminika gaben, verzögerte sich die Epinephrin-Verabreichung durchschnittlich um 22 Minuten. In dieser Zeit konnte sich die Reaktion unkontrolliert verschlimmern.
Regel: Epinephrin immer zuerst. Dann, wenn der Patient stabil ist, kann man Antihistaminika geben - aber nur, wenn der Arzt es im Plan vorgesehen hat.
Was tun, wenn die Symptome nicht nachlassen?
Epinephrin wirkt nicht für immer. Die Wirkung hält etwa 10-20 Minuten an. Wenn die Symptome zurückkehren oder sich nicht bessern, geben Sie eine zweite Dosis Epinephrin - nach 10 Minuten. Viele Menschen zögern, weil sie Angst haben, zu viel zu geben. Aber bei einer Anaphylaxie ist es besser, zweimal zu geben, als einmal zu wenig.
Wichtig: Nach jeder Epinephrin-Verabreichung muss der Patient mindestens 4-6 Stunden in der Klinik beobachtet werden. Bis zu 20 % der Betroffenen erleben eine sogenannte biphasische Reaktion - das heißt, die Symptome kehren nach einer scheinbaren Besserung plötzlich zurück, oft ohne neuen Allergen-Kontakt. Diese Reaktionen sind oft schwerer als die erste.
Wie halten Sie Ihre Medikamente bereit?
Ein Notfallplan ist nutzlos, wenn die Medikamente nicht greifbar sind. Hier sind die wichtigsten Praxistipps:
- Epinephrin-Autoinjektor immer bei sich tragen - nicht in der Tasche des Rucksacks, nicht im Auto, nicht im Schrank. In der Jackentasche, im Hosentaschenfach oder in einem speziellen Gürtelhalter.
- Prüfen Sie das Ablaufdatum alle 3-4 Monate. In einer Umfrage von FARE (Food Allergy Research & Education) hatten 32 % der Haushalte abgelaufene Injektoren. Ein abgelaufener Epinephrin-Autoinjektor ist ein toter Injektor.
- Stellen Sie Ersatz bereit - besonders für Kinder in der Schule, im Kindergarten oder beim Sport. Ein Autoinjektor kostet zwischen 50 und 150 Euro. Das ist ein Preis, den Sie nie bereuen werden.
- Tragen Sie eine Medikamenten-ID - ein Armband oder ein Aufkleber im Portemonnaie, der sagt: „Anaphylaxie-Risiko - Epinephrin erforderlich“.
Wie sorgen Sie dafür, dass andere wissen, was zu tun ist?
Die meisten tödlichen Reaktionen passieren nicht zu Hause - sondern in der Schule, im Sportverein oder bei Freunden. Eine Studie zeigte: In Schulen, in denen Lehrer einen klaren Notfallplan hatten, sank die Reaktionszeit von 14 auf nur 4,7 Minuten.
Was Sie tun müssen:
- Teilen Sie den Plan mit allen, die Ihr Kind betreuen - Lehrer, Erzieher, Babysitter, Großeltern, Sporttrainer.
- Erklären Sie: „Epinephrin ist das Erste. Nicht Benadryl. Nicht abwarten.“
- Zeigen Sie, wie der Autoinjektor funktioniert - mit einem Übungsgerät. Die meisten Menschen haben Angst, ihn zu benutzen, weil sie es noch nie gesehen haben.
- Verlangen Sie eine Kopie für die Schule. In 49 der 50 US-Bundesstaaten ist das gesetzlich vorgeschrieben. In Deutschland ist es nicht verpflichtend, aber Sie haben das Recht, einen individuellen Gesundheitsplan zu verlangen - sprechen Sie mit der Schule oder dem Arzt.
Was ist mit neuen Formen wie Neffy?
Seit 2023 ist in den USA auch ein nasales Epinephrin (Neffy) zugelassen - ein Spray, das in die Nase gesprüht wird. Es ist eine gute Alternative für Menschen, die Angst vor Spritzen haben. Es wirkt fast so schnell wie die Injektion, aber es ist noch nicht überall verfügbar. In Deutschland ist es aktuell nicht zugelassen, aber es könnte bald kommen. Wenn Sie es bekommen, fragen Sie Ihren Allergologen: „Ist es für meinen Fall geeignet?“
Warum ist ein schriftlicher Plan so wichtig?
Ein mündlicher Hinweis wie „Ich bin allergisch gegen Erdnüsse“ reicht nicht. In einer Notfallsituation ist Stress hoch, die Zeit knapp, die Unsicherheit groß. Ein klarer, schriftlicher Plan mit Symptomen, Medikamenten und Dosen verändert alles.
Studien zeigen: Menschen mit einem schriftlichen Notfallplan verwenden Epinephrin 68 % häufiger als solche ohne Plan. Sie werden 42 % seltener ins Krankenhaus eingeliefert. Und Eltern fühlen sich 87 % sicherer - das ist kein unwichtiges Gefühl.
Ein Notfallplan ist kein Papier, das man in die Schublade steckt. Er ist Ihr Lebensversicherung - und die sollten Sie immer griffbereit haben.
Darf ich Epinephrin auch ohne ärztliche Anweisung geben?
Ein Allergie-Notfallplan muss von einem Arzt erstellt und unterschrieben werden. Doch wenn jemand eine schwere allergische Reaktion zeigt - z. B. Atemnot, Schwindel, Schwellung der Zunge - und Sie wissen, dass diese Person allergisch ist, sollten Sie Epinephrin geben, auch wenn kein Plan vorliegt. Ein Leben retten ist wichtiger als Papierkram. Nach der Verabreichung rufen Sie sofort den Notruf.
Kann ich Epinephrin auch bei leichten Symptomen geben?
Wenn nur Nesselsucht oder leichte Schwellung vorhanden sind - nein, dann geben Sie erst Antihistaminika und beobachten. Aber wenn Sie einen bekannten Allergen kontaktiert haben und die Person bereits eine schwere Reaktion hatte, dann: Ja, geben Sie Epinephrin auch bei leichten Symptomen. Bei extrem empfindlichen Menschen kann sich eine Reaktion innerhalb von Sekunden verschlimmern. Besser einmal zu viel geben als zu wenig.
Was mache ich, wenn ich den Autoinjektor nicht bedienen kann?
Die meisten Geräte sind einfach: Entfernen Sie die Sicherung, drücken Sie fest gegen die Außenseite des Oberschenkels - bis Sie einen Klick hören. Halten Sie 10 Sekunden fest. Es gibt kostenlose Videos von Herstellern (EpiPen, Jext) auf YouTube. Üben Sie mit einem Übungsgerät, das Sie vom Arzt bekommen. Jeder, der mit einer allergischen Person zusammenlebt, sollte es können - auch Kinder ab 10 Jahren.
Wie lange hält Epinephrin im Autoinjektor?
Die meisten Geräte halten 12 bis 18 Monate. Das Ablaufdatum steht auf dem Gerät. Lagern Sie es bei Raumtemperatur - nicht im Kühlschrank, nicht in der heißen Tasche. Hitze und Kälte schaden dem Wirkstoff. Prüfen Sie alle drei Monate das Datum und die Farbe der Flüssigkeit: Wenn sie braun ist, ist sie kaputt. Tauschen Sie sie sofort aus.
Muss ich immer zum Krankenhaus, nachdem ich Epinephrin gegeben habe?
Ja. Selbst wenn es besser aussieht. Epinephrin ist eine Notfallmaßnahme - kein Heilmittel. Es hält die Reaktion kurzfristig auf, aber nicht dauerhaft. Bis zu 20 % der Betroffenen bekommen eine zweite Reaktion (biphasische Reaktion) nach 2-12 Stunden. Nur im Krankenhaus kann man das überwachen. Rufen Sie den Notruf, auch wenn es „gut“ aussieht.