Benzoyl: Wirkung, Anwendung & Risiken von Benzoylperoxid in der Hautpflege

Benzoyl: Wirkung, Anwendung & Risiken von Benzoylperoxid in der Hautpflege
Gesundheit & Medizin Torben Wehrle 13 Jul 2025 0 Kommentare

Manchmal reicht ein einziger kleiner Wirkstoff, um eine echte Lawine loszutreten. Frag mal einen Teenager, der mit Pickeln kämpft, was ihm als Erstes empfohlen wurde. Wahrscheinlich sagt er: "Benzoylperoxid." Aber die Wahrheit ist: Kaum jemand durchblickt in diesem Dschungel aus Cremes, Gelen und Reinigern so richtig, was Benzoyl eigentlich ist, wie es funktioniert und worauf man achten muss. Viele greifen zum nächsten Mittel aus der Drogerie und hoffen, dass sie damit Pickel einfach wegzaubern. Doch Benzoyl und speziell Benzoylperoxid (BPO) haben so ihre eigenen Tücken. Die Anwendung kann tricky sein, falsche Dosierung reizt die Haut – und es gibt noch viel mehr zu wissen. Zeit, alle Mythen und Unsicherheiten zu Benzoyl mal aus dem Weg zu räumen.

Was ist Benzoylperoxid genau und wie wirkt es?

Benzoylperoxid, gern abgekürzt BPO genannt, ist schon seit Jahren in der Aknetherapie dabei und zählt laut der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG) zu den am meisten empfohlenen Wirkstoffen gegen Pickel und unreine Haut. Es ist ein starkes Oxidationsmittel, heißt: Es sorgt auf der Haut für eine chemische Reaktion, die Bakterien, wie das fiese Cutibacterium acnes in den Poren, zerstört. Einfach gesagt, Benzoyl wirkt antibakteriell, also keimtötend. Nur das ist längst nicht alles. Während viele Produkte einfach nur Bakterien abtöten, reduziert BPO nebenbei auch überschüssigen Talg, öffnet verstopfte Poren und hemmt kleinere Entzündungen.

Die chemische Struktur? Ziemlich simpel: Zwei Benzolringe, die mit einer Sauerstoffbrücke verbunden sind. Ab diesem Moment spricht man von Benzoylperoxid – oder noch einfacher: BPO. Wenn das Peroxid auf die Haut aufgetragen wird, zerfällt es in freie Radikale und Sauerstoff. Die freien Radikale sind es, die Bakterien zerstören. Praktisch also, wenn dein Gesicht gerade zu einer Art Baustelle mutiert.

Was viele aber nicht wissen: Benzoyl ist an sich kein einzelner Wirkstoff, sondern eine funktionelle Gruppe, die vor allem als Teil von Benzoylperoxid eine Rolle spielt. In Cremes, Gelen oder Waschstücken aus der Apotheke findet sich daher meist BPO in Konzentrationen von 2,5 bis hin zu 10 Prozent. Studien zeigen, dass meistens schon 2,5 oder 5 Prozent zum Erfolg reichen – alles darüber reizt oft unnötig die Haut. In deutschen Apotheken bekommst du die schwächeren Varianten manchmal sogar rezeptfrei.

Neben der Akne wird Benzoylperoxid auch manchmal zur Behandlung von bestimmten Hautinfektionen verwendet, etwa bei Furunkeln oder Rosacea. Aber der wilde Einsatz ist nicht zu empfehlen – Ärzte raten klar: Immer erst die Diagnose abklären. In anderen Bereichen wie der Chemie- oder Kunststoffindustrie ist Benzoyl eher uninteressant für Otto Normalverbraucher, da taucht es höchstens als Bleichmittel oder Initiator für Reaktionen auf.

Wissenschaftler wie Prof. Dr. Gerd Plewig betonen immer wieder, dass die Wirkung von BPO nachweisbar besser als viele pflanzliche Hausmittel sei. Und es gibt echte Langzeitstudien: Schon 1965 hat eine US-Studie mit mehr als 300 Patienten dokumentiert, wie effektiv BPO gegen entzündete Pickel wirkt. Neue Studien der Uni Hamburg zeigen, dass BPO auch bei leichter bis mittlerer Akne weiterhin Mittel der ersten Wahl ist. Wichtig: Die antimikrobielle Wirkung ist meist schon nach wenigen Tagen spürbar, aber der volle Effekt entfaltet sich oft erst nach vier bis sechs Wochen – die Geduld zahlt sich meistens aus.

KonzentrationAnwendungsgebietRezeptpflicht
2,5 %Leichte AkneNein
5 %Mittlere AkneNein
10 %Schwere Akne/ärztlichJa

Verglichen mit anderen Akne-Mitteln, etwa Antibiotika oder Retinsäure, punktet Benzoylperoxid: Es entsteht keine Resistenz, man kann das Mittel auch länger nutzen. Und die Poren werden frei – ein echter Pluspunkt im Alltag.

Richtige Anwendung: Dosierung, Dauer und Tipps für die Praxis

Viele machen bei der Anwendung von Benzoylperoxid schon beim Auftragen Fehler. Mehr hilft nicht immer mehr – das Gegenteil ist oft der Fall. Der beste Tipp: Nimm weniger Produkt, dafür regelmäßig. Etwa eine erbsengroße Menge reicht für das ganze Gesicht. Zuerst das Gesicht gründlich mit einem milden, seifenfreien Reiniger waschen und gut abtrocknen. Dann das Gel oder die Creme dünn auf die betroffenen Stellen geben, nicht zu dick und auf keinen Fall in die Augen oder auf verletzte Haut.

Besonders am Anfang reagiert die Haut manchmal mit Rötung, Trockenheit oder Spannungsgefühl. Das ist ganz normal und lässt meist nach ein paar Tagen nach – Hautärzte raten, die Anwendung in den ersten zwei Wochen seltener (zum Beispiel nur jeden zweiten Tag) zu starten, um die Haut langsam an das Produkt zu gewöhnen. Danach kannst du täglich behandeln. Tipp am Rande: Vor allem nach dem Auftragen die Hände gut waschen, sonst gibt’s unschöne Bleichflecken auf Handtüchern, Klamotten oder Kopfkissen.

Wichtig ist, die Behandlung konsequent und dauerhaft durchzuführen. Wer nach zwei Wochen aufgibt, verpasst meistens den Moment, in dem die Wirkung richtig einsetzt. Also: Geduld beweisen, am Ball bleiben. Eine typische Behandlungsdauer sind mindestens acht bis zwölf Wochen, manchmal noch länger. Nach Rücksprache mit dem Hautarzt kann die Behandlung modifiziert oder abgesetzt werden.

Ein echtes No-Go: Zusätzlich mit Alkohol, anderen Peelings oder reizenden Substanzen auf der Haut experimentieren. Das Risiko für Reizungen, Rötungen und schuppige Stellen steigt rapide. Wer BPO im Sommer anwendet, sollte unbedingt auf einen guten Sonnenschutz achten, denn BPO macht die Haut empfindlicher für Sonnenstrahlen. Empfehlenswert ist ein rückfettendes, alkoholfreies Serum oder eine leichte Feuchtigkeitscreme, um das Spannungsgefühl auszugleichen.

  • Gesicht vor Anwendung reinigen (kein Alkohol, kein mechanisches Peeling)
  • Nur erbsengroße Mengen und nur auf betroffene Zonen auftragen
  • Hände nach dem Auftragen waschen (Bleichflecken-Gefahr!)
  • Immer eincremen, um Trockenheit auszugleichen
  • Sonnenschutz nicht vergessen (mindestens LSF 30)
  • Bei starker Rötung oder Juckreiz pausieren oder ärztlichen Rat holen

Wem das zu umständlich ist: Es gibt heute Kombipräparate, die BPO mit anderen Wirkstoffen wie Clindamycin (Antibiotikum) oder Adapalen (ein Retinoid) kombinieren. Aber Achtung: Diese sind meistens verschreibungspflichtig und gehören richtig dosiert. Auch die Kombination mit AHA-Fruchtsäuren oder Niacinamid ist unter Kontrolle eines Hautarztes möglich, aber der Profi sollte vorher draufschauen.

Einen Trick kennen erfahrene Anwender: Schütze dein Kopfkissen, indem du einen alten Bezug nutzt. Denn BPO bleicht Stoffe, vor allem wenn du abends behandelst und das Mittel nicht ganz einziehen kann. Also besser alt als neu!

Mögliche Nebenwirkungen, Risiken und Warnhinweise

Mögliche Nebenwirkungen, Risiken und Warnhinweise

Benzoylperoxid ist zwar grundsätzlich sicher, aber wie bei allen Medikamenten gibt’s auch hier ein paar Nebenwirkungen. Fast jeder spürt zu Beginn eine gewisse Trockenheit, Hautrötung oder Schuppung. Das liegt an der starken oxidativen Wirkung. Aber meistens normalisiert sich das mit der Zeit, sobald die Haut sich an die Belastung gewöhnt hat. Wer jedoch unter starker Reizung leidet, sollte weniger oft cremen oder sogar ein paar Tage pausieren.

Sonnenbrandgefahr? Absolut! BPO macht die Haut lichtempfindlicher. Selbst Leute, die sonst nie einen Sonnenbrand bekommen, sollten unbedingt mindestens Lichtschutzfaktor 30 nutzen, vor allem im Sommer. Wer meint, „das kratzt mich nicht“ – nach ein paar Wochen schält sich sonst die Haut schneller, als man gucken kann.

Stoffkontakt ist ein unterschätztes Risiko. Benzoyl bleicht Stoffe wie Handtücher, Kleidung, Bettwäsche oder selbst dunkle Sofa-Bezüge – das ist kein Mythos. Tatsächlich gibt es immer wieder Ärger mit unabsichtlichen Flecken, die sich nie wieder entfernen lassen. Also: Alte Klamotten bzw. spezielle „Benzoyl-Shirts“ wählen und Handtücher sowie Bettwäsche farblich abstimmen.

Wer Allergien hat, sollte grundsätzlich vorsichtig sein. Typische Anzeichen einer Kontaktallergie: Starke, plötzlich auftretende Schwellung, Brennen, nässende Bläschen oder rote, juckende Stellen abseits der behandelten Akne. In so einem Fall: Sofort absetzen und zum Arzt.

Für Schwangere und Stillende gilt: Keine Anwendung ohne klare Rücksprache mit dem Arzt. Bei Kindern unter zwölf Jahren wird die Anwendung meistens nicht empfohlen, außer der Arzt ordnet es ausdrücklich an.

Längere Anwendung? Kein Problem, solange die Haut mitmacht und keine Beschwerden auftreten. Ältere Studien haben sogar gezeigt, dass BPO im Vergleich zu Antibiotikasalben kein Risiko für Resistenzen birgt und langfristig gut verträglich bleibt. Aber: Frauen berichten manchmal über stärkere Trockenheit und Sensibilität, gerade bei ohnehin empfindlicher Haut.

Im seltenen Extremfall (z. B. nach Überdosierung oder missbräuchlicher Anwendung) kann BPO tiefergehende Hautschäden verursachen: sogenannte Verätzungen oder Blasenbildung. Solche Fälle gibt’s laut Arzneimittelkommission jedoch fast nur bei unsachgemäßer Benutzung (z. B. keinerlei Waschen der Hände nach dem Auftragen, zu dicke Schicht, Auftragen auf offene Wunden).

Tipps zur Minderung der Nebenwirkungen:

  • Mit niedriger Dosierung beginnen und langsam steigern
  • Keine Alkoholhaltigen Tonics oder Peelings parallel verwenden
  • Fettfreie, reizfreie Feuchtigkeitscreme immer nach der Anwendung
  • Nur wirklich entzündete und komedogene Stellen behandeln, nicht das ganze Gesicht

Wer auf Nummer sicher gehen will, testet das Gel erst an einer kleinen Stelle, z. B. der Armbeuge. So zeigt sich nach ein, zwei Tagen, wie die Haut reagiert. Nach einer britischen Studie aus dem Jahr 2022 konnten so 85 Prozent der Nebenwirkungen bereits vor der Gesichtsbehandlung erkannt und vermieden werden.

Alternativen, Ergänzungen und moderne Trends in der Aknetherapie

Benzoyl ist nicht das Allheilmittel, auch wenn Werbung oft diesen Eindruck macht. Modernes Akne-Management setzt heute auf Kombinationen, die individuell auf den Hauttyp abgestimmt sind und möglichst wenig reizen. Der Markt ist riesig: Von Salicylsäure über Retinoide, AHA- und BHA-Säuren bis hin zu pflanzlichen Alternativen wie Teebaumöl oder Zink gibt es für fast jeden Hauttyp die passende Ergänzung.

Antibiotika sind nur noch in schweren Fällen im Einsatz, weil sich Resistenzen bilden können. Retinoide wie Adapalen oder Tretinoin wirken besonders stark gegen Mitesser, können aber Hautreizungen verursachen. Salicylsäure dringt leichter in die Poren ein und wirkt keratolytisch, also "hautauflösend" – das hilft gegen Verhornungen.

BPO und Retinoide werden in manchen Kombipräparaten vereint, was bei mittelschwerer bis schwerer Akne besonders effektiv ist. Die Harvard Medical School bestätigte 2022, dass diese Kombis in Placebo-Studien 70 Prozent mehr Erfolg als Einzelprodukte zeigen. Aber auch hier zählt, wie der Beipackzettel sagt: Eine fachärztliche Kontrolle ist nie verkehrt, denn nicht jede Haut verträgt alles.

Wer den sanften Weg sucht, kann es mit Niacinamid, Zink oder hautberuhigendem Panthenol versuchen. Für leichte Verunreinigungen gibt’s inzwischen cleane Formeln auf Pflanzenbasis, die auf Benzoyl verzichten. Moderne Studien aus Korea zeigen etwa, dass Kombinationen aus grünem Tee und Probiotika durchaus helfen, die Bakterienbalance auf der Haut zu regulieren.

DIY-Rezepte oder Hausmittel wie Zahnpasta oder Zitronensaft sind übrigens ein echter Griff ins Klo – sie schaden meist mehr als sie helfen. Wer seiner Haut wirklich etwas Gutes tun will, setzt auf geprüfte Apothekenprodukte und kombiniert maximal zwei Wirkstoffe, statt zu experimentieren.

Das Wichtigste zum Schluss: Du bist nicht allein. Akne betrifft über 80 Prozent der Jugendlichen irgendwann, aber auch Erwachsene kämpfen mit Spätakne. Die psychische Belastung sollte nie unterschätzt werden. Für viele ist der Kampf gegen Pickel mehr als ein Beauty-Thema – sondern echtes Selbstwertgefühl.

Benzoylperoxid bleibt ein echtes Schwergewicht in der Aknetherapie, weil es nach wie vor wirkt, schnell hilft und auch länger verträglich bleibt. Mit dem richtigen Umgang, ein bisschen Wissen und etwas Geduld bekommst du das Thema meistens in den Griff. Bleib dran!